Inzuchtkoeffizienten (IK) und der Ahnenverlustkoeffizient (AVK)
Den Hunden ihr Schicksal,liegt in des Züchters Hand
Merkmalszucht
Merkmalszucht wird auch Fremdzucht oder Mischlingszucht genannt und sie ist
eine Verpaarung von nicht miteinander verwandten
Hunden gleicher Rasse. Diese Zuchttechnik stellt eine Selektion nach
bestimmten Merkmalen dar, wie zum Beispiel perfekte Winkelungen, typvollen Kopf
oder bei den Leistungslinien die erbrachten Leistungen.
Der Grundgedanke der Merkmalszucht ist eine Zucht mit gleichen Zuchtpartnern im
Phänotyp und eine Annahme von Wahrscheinlichkeit, die erst durch Nachkommen
bewiesen werden müssen.
Es werden Hunde verpaart, die ein gleiches Merkmal zeigen, deren Genausstattung
aber ungleich ist, dann ist es unwahrscheinlich, dass sich dieses Merkmal
verstärkt weiter vererbt.
Merkmalszucht erhält die Mischerbigkeit in einer Rasse, bringt aber nur geringe
Zuchtfortschritte und der Züchter wird sehr lange brauchen, wenn es ihm
überhaupt gelingt, bis er seine Vorstellungen von Rassetyp und Wesen in seinen
Hunden festigen kann.
Merkmalszucht folgt der einfachen Regel: Gleiches x Gleiches ergibt Gleiches
und bei dieser Zuchtmethode können die Nachkommen mit einer gewissen
Wahrscheinlichkeit ihren Eltern ähnlich sehen, im Allgemein werden diese Hunde
ihre Eigenschaften an ihre Nachkommen nicht so sicher weitergeben können, da
keine Erbüberlegenheit besteht.
Eine andere Form der Merkmalszucht ist die so genannte Ausgleichszucht. Der Züchter verwendet für
seine Hündin mit Negativ-Merkmalen einen Rüden, der in diesen Merkmalen positiv
ist und erhofft sich bei den Nachkommen eine Verbesserung der Negativ-Merkmale
der Hündin, möglichst unter Bewahrung der mütterlichen Positiv-Merkmale.
Inzucht
Nach Malcolm B. Willis Inzucht ist die gezielte
Verpaarung von Hunden, die näher miteinander verwandt sind als der Durchschnitt
der Rasse, aus der sie stammen.
Der Begriff Inzucht muss relativ gesehen werden und bezieht sich auf die ganze
Population, die untersucht wird. Je kleiner eine Population, desto grösser ist
in aller Regel der Inzuchtwert. Der Inzuchtwert lässt sich in Form des
Inzuchtkoeffizienten definieren, der in einem Prozentsatz ausgedrückt wird.
Inzucht vermehrt die Wahrscheinlichkeit, dass ein vom Vatertier übertragenes
Gen mit dem der Mutter übereinstimmt. Beide Gene gehen dann auf einen
gemeinsamen Ahnen oder mehrere gemeinsame Ahnen zurück, auf die der Hund
ingezüchtet ist. Inzucht steigert die Homozygotie (Reinerbigkeit) und diese
Steigerung ist es, woran manche Züchter interessiert sind.
Durch diese Zuchtmethode wird die Vielfalt dessen, was der ingezüchtete Hund
vererben kann, eingeschränkt - im Positiven wie im Negativen. Erst durch die
Zunahme von reinerbigen Merkmalen und dadurch bedingter Verminderung von
mischerbigen Merkmalen entstehen einheitlichere Typen. Bei hohem Inzuchtgrad
ist mit einer Inzuchtdepression zu
Rechnen. Diese zeigt sich zum Beispiel in geringer Vitalität und Fruchtbarkeit
einer Population, aber auch in Erbkrankheiten.
Wenn ein Hund ingezüchtet ist, vererbt es voraussichtlich seine Eigenschaften
stärker als ein genauso guter und schöner Hund, der aus einer nach Merkmalen
oder anderen Beweggründen geplanten Paarung stammt. Es erklärt, warum
Mischlinge in einer Rasse mit möglichst bunter Ahnentafel nicht unbedingt die
stärksten Vererber sind, auch wenn sie äusserlich fehlerfrei und typvoll sind.
Nachweislich übertragen liniengezüchtete Hunde ihren Typ verstärkt auf ihre
Nachkommen, sie "prägen stärker".
Inzucht führt dazu, dass immer mehr Eigenschaften reinerbig werden, also in
beiden Chromosomensätzen gleich vorhanden sind. Mit jeder Inzucht-Generation
nimmt die Mischerbigkeit ab und die Zuchtergebnisse werden immer
vorhersehbarer. Das was die Elterntiere an Eigenschaften zeigen, ist bei der
Inzucht im höheren Masse auch das was sie vererben. Durch die Reinerbigkeit
bringen sie im Endeffekt weniger Überraschungen. Der Züchter sollte genaue
Kenntnis der Eigenschaften der Zuchttiere haben, auf denen er seine Linie
aufbauen möchte.
Das Ziel der Inzucht ist die Qualitäten bestimmte Hunde genetisch so zu
festigen, dass sie sicher an ihre Nachkommen weitervererbt werden.
Linienzucht
Während in den Köpfen vieler Menschen Linienzucht meistens und gerade noch
akzeptabel ist, ist dagegen der Begriff Inzucht gefühlsmässig oft negativ
besetzt und wird häufig mit der Inzestzucht gleichgesetzt. Das hat keine
sachliche Grundlage, da in der Definition tatsächlich kein Unterschied zwischen
den beiden Begriffen - Inzucht und Linienzucht - gemacht wird.
So wie die Inzucht, auch die Linienzucht wird folgend definiert: eine
Verpaarung von Tieren, die näher miteinander verwandt sind als der Durchschnitt
der Rasse.
Hier paar Zitate zum Thema Linienzucht aus verschiedenen Bücher, die ich über
die Hundezucht besitze:
Diese 3 Sätze muss man bitte sorgfältig lesen, und falls man auch den Absatz
über die Inzucht aufmerksam gelesen hat, wird man feststellen: Linienzucht
bedeutet Inzucht, lediglich der Inzuchtkoeffizienten (IK)* und der
Ahnenverlustkoeffizient (AVK)* sagt uns, wie eng die Hunde gezüchtet sind. Aber
Inzucht ist keine Inzestzucht!
Outcross
Outcross wird auch Auskreuzung genannt und diese Zuchtmethode darf nicht mit
der einfachen Paarung nicht oder kaum verwandter Tiere (Merkmalszucht)
verwechselt werden.
Outcross ist ein wichtiges Instrument der Linienzucht. Es ist eine gute
Methode, mit einzelnen Linien gezielte Auskreuzungen machen zu können. Outcross
findet nur statt zwischen einer liniengezüchteten Hündin und einem genetisch
fremden selbst aber liniengezüchteten Rüden. Daraus kann man einen neuen Impuls
für die eigene Zucht gewinnen.
Die Auskreuzungspaarungen bringen oft sehr schöne und besonders typische und
gesunde Nachkommen (Heterosiseffekt). Diese Nachkommen sind
voraussichtlich keine besonders starken Vererber, da sie einen sehr hohen, weit
über dem Rassedurchschnitt liegenden Anteil an heterozygoten Genen besitzen,
sie können doch zur Auffrischung der beiden Elterntiere, also zur Rückkreuzung
in eine der beiden Ursprungslinien zurück, sehr gut geeignet sein.
Die Ausgangslinien müssen grundsätzlich möglichst getrennt weitergeführt
werden. Schon bei der Paarung zweier ausgekreuzter Hunde mit verschiedenen
Elternlinien untereinander, verliert sich dieser Effekt nahezu komplett.
*Inzuchtkoeffizient, *Ahnenverlustkoeffizient
Inzuchtkoeffizient (IK) gibt an, um wie viel Prozent die Mischerbigkeit (Heterozygotie)
abgenommen hat und die Reinerbigkeit (Homozygotie) eines Hundes
gegenüber dem Rassedurchschnitt zugenommen hat. Der Inzuchtkoeffizient wird
berechnet für Vorfahren, die väterlicherseits und mütterlicherseits in der
Ahnentafel mindestens je einmal vorkommen. Wenn ein Hund nur bei einem der
Eltern mehrmals vorkommt, besteht keine Inzucht, lediglich nur ein Elterntier
wurde ingezüchtet.
Ahnenverlustkoeffizient (AVK) bezeichnet die Verringerung der tatsächlichen
Anzahl der Ahnen. Eine Ahnentafel über 5 Generationen weist 62 mögliche
(verschiedene) Ahnen aus. Wenn nur einer dieser 62 möglichen Ahnen zweifach
auftaucht, hat der Hund tatsächlich nur 61 verschiedene Ahnen. Taucht ein
Vorfahr dreimal auf, dann hat der Hund nur 60 verschiedene Vorfahren. Sind es
hingegen drei Ahnen, die zweifach auftreten, so hat der Hund 59 verschiedene
Ahnen.
Im Gegensatz zum Inzuchtkoeffizienten berücksichtigt der Ahnenverlustkoeffizient
nicht, wie eng Vater- und Muttertier miteinander verwandt sind. Bei
ingezüchteten, aber nicht eng miteinander verwandten Elterntieren kann dies
dazu führen, dass der Nachwuchs einen hohen Ahnenverlust-, aber gleichzeitig
einen niedrigen Inzuchtkoeffizienten aufweist.
IK und AVK liefern 2 verschiedene Informationen und der eine Koeffizient ist
nicht durch den anderen zu ersetzen. Liegt der AVK bei 100%, dann taucht in
der Generation kein Ahne mehrfach auf. Ein IK von 0% bedeutet, dass die
Elterntiere keine gemeinsamen Ahnen in der Generation haben. Der IK- und AVK
Wert ändert sich nach Anzahl der Generationen, die in die Berechnung
miteingezogen werden.